Finanzkommentar

Finanzkommentar 

Die Alpiq Gruppe erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2021 wie erwartet ein unter dem Vorjahr liegendes operatives EBITDA von 80 Mio. CHF. Alle drei Geschäftsbereiche verzeichneten positive Ergebnisbeiträge. Während die Schweizer Stromproduktion und der Energiehandel das Vorjahresresultat nicht erreichten, erwirtschaftete die internationale Stromproduktion ein Ergebnis über der Vorjahresperiode.

Zur transparenten Darstellung und Abgrenzung der sogenannten Sondereinflüsse ist die konsolidierte Erfolgsrechnung in einer Pro-forma-Rechnung dargestellt. Der Kommentar zur finanziellen Performance bezieht sich auf die operative EBITDA-Sicht, das heisst, auf die Ergebnisrechnung vor Sondereinflüssen. Die verwendeten Kategorien der Sondereinflüsse werden im Abschnitt «Alternative Performancekennzahlen von Alpiq» beschrieben.

Operatives Ergebnis der Alpiq Gruppe (vor Sondereinflüssen)

Die Alpiq Gruppe erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2021 vor Sondereinflüssen einen Nettoumsatz von 2,7 Mrd. CHF (Veränderung gegenüber Vorjahr: + 0,9 Mrd. CHF) und ein EBITDA von 80 Mio. CHF (‑39 Mio. CHF).

Konsolidierte Erfolgsrechnung (Pro-forma-Rechnung vor bzw. nach Sondereinflüssen)

 

 

 

 

 

 

 

 

Halbjahr 2021/1

Halbjahr 2020/1

Mio. CHF

Operative Ergebnisse vor Sonder- einflüssen

Sonder- einflüsse 1

Ergebnisse gemäss IFRS

Operative Ergebnisse vor Sonder- einflüssen (angepasst) 2

Sonder- einflüsse (angepasst) 1 / 2

Ergebnisse gemäss IFRS

Nettoumsatz

2 660

– 6

2 654

1 802

23

1 825

Aktivierte Eigenleistungen und Veränderung Vertragserfüllungskosten

2

2

3

3

Übriger betrieblicher Ertrag

20

13

33

9

1

10

Gesamtleistung

2 682

7

2 689

1 814

24

1 838

Energie- und Warenaufwand

– 2 458

100

– 2 358

– 1 556

– 154

– 1 710

Personalaufwand

– 99

– 99

– 89

6

– 83

Übriger betrieblicher Aufwand

– 45

– 2

– 47

– 50

– 50

Ergebnis vor Finanzierung, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA)

80

105

185

119

– 124

– 5

Abschreibungen und Wertminderungen

 

 

– 66

 

 

– 65

Ergebnis vor Finanzierung und Ertragssteuern (EBIT)

 

 

119

 

 

– 70

Anteil am Ergebnis von Partnerwerken und übrigen assoziierten Unternehmen

 

 

– 13

 

 

– 16

Finanzaufwand

 

 

– 32

 

 

– 38

Finanzertrag

 

 

10

 

 

3

Ergebnis vor Ertragssteuern

 

 

84

 

 

– 121

Ertragssteuern

 

 

– 30

 

 

37

Reinergebnis

 

 

54

– 84

1 Für Erläuterungen siehe Ausführungen im Kapitel «Alternative Performancekennzahlen von Alpiq»

2 Aufgrund des Verkaufs von Flexitricity Ltd. im zweiten Halbjahr 2020 und dem Entscheid, das E-Mobility-Geschäft selber nicht weiter zu verfolgen, klassiert Alpiq die EBITDA-Effekte aus diesen beiden Geschäften in der internen Berichterstattung als Sondereinflüsse. Die Vorjahreswerte wurden zur Vergleichbarkeit angepasst. Dies führte zu einer Erhöhung des EBITDA vor Sondereinflüssen der Alpiq Gruppe im ersten Halbjahr 2020 um 3 Mio. CHF von 116 Mio. CHF auf 119 Mio. CHF.

Geschäftsbereich Generation Switzerland

Das EBITDA der Schweizer Stromproduktion lag mit 15 Mio. CHF um 33 Mio. CHF unter Vorjahr. Haupttreiber dieser Entwicklung waren die tieferen Produktionsvolumina. Bei der Wasserkraft sind diese insbesondere auf die geringeren Zuflüsse aufgrund der später einsetzenden Schneeschmelze zurückzuführen. Im Bereich der Kernenergie ergaben sich die tieferen Produktionsvolumina hauptsächlich aufgrund der infolge der COVID-19-Pandemie vom Jahr 2020 ins Jahr 2021 verschobenen Wartungsarbeiten am Kernkraftwerk Leibstadt. Die gegenüber Vorjahr gestiegenen Strompreise auf den Grosshandelsmärkten wirkten sich hingegen wie erwartet positiv auf das Halbjahresresultat aus.

Geschäftsbereich Generation International

Das EBITDA der internationalen Stromproduktion lag mit 42 Mio. CHF um 14 Mio. CHF über Vorjahr. Aus dem operativen Geschäft lieferten die Anlagen wie in den Vorjahren einen positiven und stabilen EBITDA-Beitrag. Die Steigerung des EBITDA ist hauptsächlich auf erhaltene Versicherungsleistungen im Zusammenhang mit unerwartet erforderlichen Reparaturarbeiten am spanischen Gas-Kombikraftwerk Plana del Vent zurückzuführen.

Geschäftsbereich Digital & Commerce

Das EBITDA des Energiehandels lag mit 41 Mio. CHF um 20 Mio. CHF unter Vorjahr. Alpiq nutzte die Marktopportunitäten im Trading erfolgreich. In der Optimierung des Kraftwerksportfolios sowohl in der Schweiz als auch in Italien konnten höhere Erträge erzielt werden als im Vorjahr. Die Optimierung in Italien profitierte vor allem von höheren Erträgen aus Systemdienstleistungen. Das im Vorjahr durch die COVID-19-Pandemie belastete Kundengeschäft (Industrie und Gewerbe) erholte sich und entwickelte sich somit positiv. Aufgrund der wesentlich gestiegenen Energiepreise im ersten Halbjahr 2021 hat das Kreditrisiko bei einigen Gegenparteien signifikant zugenommen, was das operative Ergebnis entsprechend belastete.

Alternative Performancekennzahlen von Alpiq

Zur Messung und Darstellung der operativen Performance verwendet Alpiq bis auf Stufe «Ergebnis vor Finanzierung, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA)» auch alternative Performancekennzahlen. Dazu bereinigt Alpiq die Ergebnisse gemäss IFRS um sogenannte Sondereinflüsse, welche Alpiq nicht als Teil des operativen Ergebnisses betrachtet. Es handelt sich dabei nicht um Kennzahlen, die eine standardisierte Definition in den IFRS haben. Daher kann die Vergleichbarkeit mit solchen Kennzahlen, wie sie von anderen Unternehmen definiert sind, eingeschränkt sein. Diese Kennzahlen werden in einer Pro-forma-Rechnung präsentiert, um Investoren ein umfassenderes Verständnis zu ermöglichen, wie das Alpiq Management die Performance der Gruppe misst. Sie sind kein Ersatz für die Kennzahlen gemäss IFRS. Alpiq weist im internen und im externen Reporting seit dem 1.1.2021 keine Sondereinflüsse mehr auf den Abschreibungen und Wertminderungen aus, da zur Performance-Messung das EBITDA massgebend ist. In der Bilanz und der Geldflussrechnung verwendet Alpiq weiterhin keine alternativen Performancekennzahlen.

Übersicht Sondereinflüsse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fair-Value- Veränderungen («Accounting Mismatch»)

Entwicklung Stilllegungs- und Entsorgungsfonds

Gewinn / Verlust aus Ver- äusserung von Unternehmens- teilen

Verlustbringende Verträge

Restrukturierungs- kosten und Rechts- streitigkeiten 1

Total Sondereinflüsse 1

Mio. CHF

Halbjahr 2021/1

Halbjahr 2020/1

Halbjahr 2021/1

Halbjahr 2020/1

Halbjahr 2021/1

Halbjahr 2020/1

Halbjahr 2021/1

Halbjahr 2020/1

Halbjahr 2021/1

Halbjahr 2020/1 (ange- passt)

Halbjahr 2021/1

Halbjahr 2020/1 (ange- passt)

Nettoumsatz

– 3

8

– 6

4

3

11

– 6

23

Übriger betrieblicher Ertrag

 

 

 

 

13

 

 

 

 

1

13

1

Gesamtleistung

– 3

8

– 6

4

13

3

12

7

24

Energie- und Warenaufwand

 

 

87

– 67

 

 

15

– 77

– 2

– 10

100

– 154

Personalaufwand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6

0

6

Übriger betrieblicher Aufwand

 

 

 

 

 

 

 

 

– 2

 

– 2

0

Ergebnis vor Finanzierung, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA)

– 3

8

81

– 63

13

0

15

– 77

– 1

8

105

– 124

1 Aufgrund des Verkaufs von Flexitricity Ltd. im zweiten Halbjahr 2020 und dem Entscheid, das E-Mobility-Geschäft selber nicht weiter zu verfolgen, klassiert Alpiq die EBITDA-Effekte aus diesen beiden Geschäften in der internen Berichterstattung als Sondereinflüsse. Die Vorjahreswerte wurden zur Vergleichbarkeit angepasst.

Alpiq hat die folgenden Kategorien von Sondereinflüssen definiert:

Fair-Value-Veränderungen («Accounting Mismatch»)

Fair-Value-Veränderungen von Energiederivaten, die im Zusammenhang mit der Absicherung von zukünftiger Stromproduktion abgeschlossen wurden, reflektieren nicht die operative Performance der Geschäftstätigkeit, da sie ökonomisch mit der Wertveränderung der Produktionsanlagen und der Langfristverträge in Verbindung stehen. Steigende Forward-Preise führen zu einer Zunahme des Werts der zukünftigen Produktionsvolumina und zu einem Wertverlust auf den entsprechenden Absicherungen. Unter Anwendung der IFRS-Richtlinien müssen die Fair-Value-Veränderungen der Absicherungsgeschäfte bereits im Berichtsjahr abgebildet werden. Da die zukünftigen Produktionsvolumina nicht zum Fair Value bewertet werden und diese Wertveränderungen somit nicht bereits im Berichtsjahr verbucht werden dürfen, führt dies zu einer buchhalterisch bedingten Periodenverschiebung der Ergebnisse («Accounting Mismatch»).

Entwicklung Stilllegungs- und Entsorgungsfonds

Die Betreibergesellschaften der Schweizer Kernkraftwerke sind verpflichtet, zur Sicherstellung der Finanzierung von Stilllegung und Entsorgung Einzahlungen in den Stilllegungs- und den Entsorgungsfonds zu tätigen. Die Anlagen dieser Fonds sind Marktschwankungen und Schätzungsänderungen ausgesetzt, welche nicht durch Alpiq beeinflusst werden können, aber einen Einfluss auf die Kosten der Strombeschaffung haben. Die Differenz zwischen der von den Fonds effektiv erzielten Rendite und der von den Kernkraftwerken budgetierten Rendite in der Höhe von 2,75 % wird als Sondereinfluss klassiert und ausgewiesen.

Gewinn / Verlust aus Veräusserung von Unternehmensteilen

Das Ergebnis aus dem Verkauf von Unternehmensteilen betrifft nicht die operative Performance von Alpiq und reduziert die Vergleichbarkeit mit anderen Perioden.

Verlustbringende Verträge

Bei den Einflüssen im Zusammenhang mit verlustbringenden Verträgen handelt es sich um Effekte, die auf Veränderungen in den Erwartungen bezüglich zukünftiger Entwicklungen zurückzuführen sind. Für die Beurteilung der operativen Performance von Alpiq durch das Management werden diese deshalb nicht berücksichtigt.

Restrukturierungskosten und Rechtsstreitigkeiten

Unter Restrukturierungskosten fasst Alpiq jene Aufwendungen zusammen, die für die Schaffung von neuen Strukturen in bestehenden Bereichen, für Unternehmensverkäufe sowie für Geschäftsaufgaben anfallen. Diese Aufwendungen widerspiegeln nicht die operative Performance, da sie zum Zeitpunkt der Massnahmenumsetzung und somit zeitverschoben zum Nutzen anfallen. Kosten im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten, welche sowohl Kosten für Rechtsberatung, Verfahrenskosten als auch allfällige Zahlungen im Zusammenhang mit Rechtsfällen umfassen, werden als Sondereinflüsse klassiert, wenn sie einen «Einmal-Charakter» aufweisen und die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Perioden einschränken.

Konzernbilanz und Geldflussrechnung (nach Sondereinflüssen)

Per Bilanzstichtag 30.6.2021 liegt die Bilanzsumme bei 9,2 Mrd. CHF im Vergleich zu 7,4 Mrd. CHF per Ende 2020. Das Anlagevermögen hat um 28 Mio. CHF abgenommen und liegt bei 4,4 Mrd. CHF. Abschreibungen und Wertberichtigungen überstiegen die Nettoinvestitionen in Sach- und immaterielle Anlagen.

Das Umlaufvermögen ist um 1,8 Mrd. CHF gestiegen und beläuft sich per 30.6.2021 auf 4,8 Mrd. CHF. Der Anstieg ist insbesondere auf die höheren Wiederbeschaffungswerte der Energiederivate und Forderungen aus realisierten Energiederivaten zurückzuführen, hauptsächlich getrieben durch die wesentlich gestiegenen Energiepreise. Das kurzfristige Fremdkapital ist aus demselben Grund in vergleichbarem Umfang auf 3,7 Mrd. CHF angestiegen.

Das Eigenkapital beläuft sich per 30.6.2021 auf 3,9 Mrd. CHF und ist um 93 Mio. CHF höher als per Ende 2020. Die Zunahme ist insbesondere auf das Reinergebnis und die Effekte aus der Neubewertung von Vorsorgeplänen zurückzuführen. Die Eigenkapitalquote ist wegen der energiepreisbedingten Zunahme der Bilanzsumme von 51,2 % auf 42,1 % gesunken.

Die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten haben um 49 Mio. CHF abgenommen und belaufen sich per 30.6.2021 auf 1,2 Mrd. CHF. Die Reduktion ist insbesondere auf die Rückzahlung von Darlehen zurückzuführen. Die Nettoverschuldung konnte von 249 Mio. CHF auf CHF 145 Mio. CHF reduziert werden. Zusammen mit dem höheren operativen Ergebnis konnte der Verschuldungsfaktor Net Debt / EBITDA vor Sondereinflüssen von 1,0 per 31.12.2020 auf 0,7 per 30.6.2021 verbessert werden.

Das langfristige Fremdkapital hat sich gegenüber dem 31.12.2020 um 249 Mio. CHF reduziert und liegt bei 1,6 Mrd. CHF. Hauptursache sind fristigkeitsbedingte Umgliederungen bei Finanzverbindlichkeiten und übrigen langfristigen Verbindlichkeiten, die Abnahme der Personalvorsorgeverbindlichkeiten aufgrund der Rendite auf dem Vorsorgevermögen sowie die Abnahme der Rückstellungen.

Der Geldfluss aus operativer Tätigkeit aus fortgeführten Aktivitäten hat sich trotz besserem Ergebnis vor Ertragssteuern aus fortgeführten Aktivitäten von 180 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2020 auf 172 Mio. CHF leicht reduziert. Dies ist insbesondere auf die tiefere Realisierung von Handelspositionen zurückzuführen. Der Geldfluss aus Investitionstätigkeit aus fortgeführten Aktivitäten ist gegenüber Vorjahr um 101 Mio. CHF auf 6 Mio. CHF gesunken. Einerseits wurden weniger Terminguthaben fällig, andererseits wurden mehr Investitionen in Sach- und immaterielle Vermögenswerte getätigt. Der Bestand an flüssigen Mitteln ist um 67 Mio. CHF auf 407 Mio. CHF per 30.6.2021 gestiegen.

Ausblick

Für das Geschäftsjahr 2021 erwartet Alpiq weiterhin ein positives operatives Ergebnis unter Vorjahr. Zwar werden sich die in Schweizer Franken abgesicherten Strom- und CO2‑Preise auf den Grosshandelsmärkten auch im Jahr 2021 positiv auf das Ergebnis von Alpiq auswirken, jedoch wird die von 2020 ins Jahr 2021 verschobene Revision des Kernkraftwerks Leibstadt das Ergebnis belasten. Die im ersten Halbjahr 2021 verbuchten Effekte im Zusammenhang mit der Erhöhung der Kreditrisiken einzelner Gegenparteien werden sich zudem im Gesamtjahr widerspiegeln. Auch können die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie heute noch nicht vollständig abgeschätzt werden.