Geschäftsbericht 2020

Highlights

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Wasserkraftwerk Gösgen hat neue Konzession für 70 Jahre

Die Konzession des Wasserkraftwerks Gösgen und des Stauwehrs Winznau läuft noch bis 2027. Da beim Stauwehr Winznau umfassende Sanierungen notwendig sind, nahmen die Kantone Solothurn und Aargau als Konzessionsgeber sowie die Konzessionsnehmerin Alpiq Hydro Aare AG Verhandlungen für eine vorzeitige Erneuerung der Konzession auf.

Die Regierungsräte Roland Fürst (Kanton Solothurn) und Stephan Attiger (Kanton Aargau) setzten die Konzession am 23. September 2020 offiziell und rückwirkend per 1. Januar 2020 in Kraft. Sie gilt für 70 Jahre, also bis Ende 2089. Damit wird das Wasserkraftwerk Gösgen auch in den nächsten Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur umweltschonenden und klimafreundlichen Stromproduktion und der Versorgungssicherheit in der Schweiz leisten.

Alpiq investiert in den nächsten Jahren beim Wasserkraftwerk Gösgen mehr als 63 Mio. CHF, vorwiegend für den Neubau des Stauwehrs Winznau. Darin eingeschlossen sind rund 12 Mio. CHF für insgesamt 21 Kompensations- und Ausgleichsmassnahmen. Mit diesen Massnahmen verbessert sich die Umweltbilanz der Wasserkraftnutzung beim Wasserkraftwerk Gösgen im Sinne des Natur- und Heimatschutzgesetzes deutlich.

Das Wasserkraftwerk Gösgen wurde 1917 in Betrieb genommen. Zwischen 1996 und 2000 wurde das Maschinenhaus komplett umgebaut. Die mittlere Jahresproduktion des grössten Laufwasserkraftwerks an der Aare beträgt 300 Mio. kWh, was dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 75 000 Haushalten entspricht. Das Kraftwerk nutzt das Gefälle der Aare über eine Strecke von rund 14,5 Kilometern. 93 % dieser Strecke befinden sich auf Solothurner Kantonsgebiet, 7 % auf Gebiet des Kantons Aargau. Entsprechend verteilen sich die Anteile der beiden Kantone an den Einnahmen durch die Konzessionsvergabe.

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Die neue Konzession für das Wasserkraftwerk Gösgen gilt bis 2089.

Ausbau des Originationgeschäfts in Finnland und Norwegen

Alpiq investiert ins Originationgeschäft und baut ihr Kundengeschäft in Oslo und an einem neuen Standort nahe Helsinki aus. Das Energiehandelsumfeld wird zunehmend dynamischer und komplexer und die Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Photovoltaik steigt rapide. Zudem wächst die Zahl der Stromproduzenten kontinuierlich an. Deshalb gewinnen Risikomanagement, Marktzugang, Direktvermarktung sowie der Wunsch nach individuellen Lösungen sowohl für Produzenten als auch für Konsumenten an Bedeutung.

Die Energiespezialisten von Alpiq werden dieses wachsende Kundenbedürfnis in Finnland und Norwegen zukünftig noch besser abdecken. Ziel ist, den Marktanteil in den nordischen Ländern weiter auszubauen. Die Kunden profitieren von zusätzlichem Know-how für massgeschneiderte Angebote, für den Marktzugang und für die Vermarktung von Strom aus neuen erneuerbaren Energien. Alpiq ist seit vielen Jahren auf allen wichtigen Märkten Europas präsent, unter anderem auch in Norwegen, Schweden und Finnland. Der Ausbau der Originationkompetenz in diesen Ländern folgt der Unternehmensstrategie mit verstärktem Fokus auf Geschäftskunden.

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Helsinki: Kiasma-Museum für zeitgenössische Kunst. Foto: iStock

Alpiq betreibt grösste Elektrolyseanlage der Schweiz

Die schweizweit grösste Elektrolyseanlage zur Herstellung von grünem, klimafreundlichem Wasserstoff steht beim Wasserkraftwerk Gösgen von Alpiq. Gebaut hat sie Hydrospider, ein Joint Venture von H2 Energy, Alpiq und Linde Gas (PanGas). Zur Trennung des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff wird ausschliesslich Strom verwendet, der vor Ort aus 100 % Wasserkraft produziert wird. Die Anlage hat eine Leistung von 2 MW und stellt Wasserstoff für die kommerzielle Nutzung im emissionsfreien Schwerverkehr her. Am 2. Juni 2020 wurde der erste Wechselcontainer mit 350 kg grünem Wasserstoff nach St.Gallen transportiert, wo der Inhalt an einer neuen Wasserstoff-Tankstelle verfügbar ist.

Pro Jahr werden in der 2-MW-Anlage von Hydrospider rund 300 Tonnen Wasserstoff produziert, was dem Jahresverbrauch von 40 bis 50 Lastwagen oder rund 1 700 Personenwagen entspricht. Der mit Hilfe von erneuerbarer Energie hergestellte Wasserstoff bildet ein zentrales Element im Geschäftsmodell für die emissionsfreie Mobilität. Hydrospider etabliert dieses Geschäftsmodell derzeit zusammen mit Hyundai Hydrogen Mobility (HHM) und dem Förderverein H2 Mobilität Schweiz. Das Modell wurde durch H2 Energy auf privatwirtschaftlicher Basis initiiert. Es beinhaltet nebst der Produktion und Beschaffung von grünem Wasserstoff durch Hydrospider die Brennstoffzellen-LKW von Hyundai, einen Plan zum Aufbau der Betankungsinfrastruktur sowie das Bekenntnis von Logistik- und Transportunternehmen, künftig Brennstoffzellen-LKW einzusetzen.

Bis ins Jahr 2025 werden im Rahmen dieses einzigartigen Wasserstoff-Ökosystems 1 600 Brennstoffzellen-LKW von Hyundai auf Schweizer Strassen unterwegs sein. Die ersten wurden bereits im Oktober 2020 geliefert. Deren einzige Emission ist Wasser. Damit wird die nachhaltige, klimafreundliche Kopplung der Sektoren Energie und Mobilität im Bereich Schwerverkehr wirtschaftliche Realität.

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Die Elektrolyseanlage produziert Wasserstoff mit Strom aus dem Wasserkraftwerk Gösgen. Foto: Jean-Luc Grossmann

Alpiq nimmt mit neuer CEO neues Kapitel des Wachstums in Angriff

Der Verwaltungsrat der Alpiq Holding AG hat Antje Kanngiesser zur neuen CEO der Alpiq Gruppe gewählt. Sie folgt auf André Schnidrig, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklärt hatte. Die promovierte Juristin mit einem Executive Master of Business Administration des IMD Lausanne ist seit 2017 Leiterin des Geschäftsbereichs Group Markets & Services und seit 2019 Mitglied der Konzernleitung der BKW Gruppe. Von 2015 bis 2017 war sie als Leiterin der Konzernsteuerung und Mitglied der erweiterten Konzernleitung der BKW Gruppe tätig, 2014 als Leiterin des Generalsekretariats und des Rechtsdienstes. Antje Kanngiesser wird ihre Stelle als neue CEO der Alpiq Gruppe am 1. März 2021 antreten.

Bei der BKW hat sie die Unternehmenstransformation durch die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen, die Digitalisierung des Energievertriebs und die Verankerung moderner Arbeitsmethoden vorangetrieben. Vor ihrem Eintritt in die BKW war sie in verschiedenen Führungspositionen bei der Alpiq Gruppe beziehungsweise Energie Ouest Suisse (EOS) erfolgreich tätig. Kanngiesser ist deutsch-schweizerische Doppelbürgerin und lebt mit ihrer Familie in Murten.

Antje Kanngiesser: «Ich freue mich darauf, Alpiq auf Basis der gefestigten und fokussierten Strategie in die nächste Phase der Unternehmensgeschichte führen zu können. Gemeinsam werden wir noch viele Herausforderungen stemmen müssen, aber auch grosse Chancen in den europäischen Märkten nutzen können.» Sie ist eine herausragende Führungskraft mit starken Kommunikationsfähigkeiten und ausgezeichnetem analytischen Denkvermögen. Im Weiteren ist Kanngiesser eine profunde Kennerin der Energiebranche, kennt die relevanten Geschäftsprozesse eines internationalen Energieunternehmens wie Alpiq und besitzt ein breites kommerzielles Knowhow.

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Antje Kanngiesser ist ab 1. März 2021 neue CEO der Alpiq.

Netzsynchronisation: Erfolgreiche Tests in Nant de Drance

Die erste Maschinengruppe im neuen Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance wurde am 5. August 2020 erstmals erfolgreich ans Höchstspannungsnetz angeschlossen. Die erste Synchronisation ist im Rahmen der aktuellen Tests ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollständigen Inbetriebnahme. Ab Ende 2021 wird das flexible Kraftwerk mit 900 MW Leistung einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.

Seit März 2020 testen Spezialisten in der unterirdischen Kraftwerkskaverne die Turbine-Generatorgruppen. Die Synchronisation der ersten Maschine mit dem Höchstspannungsnetz ist im Hinblick auf die Inbetriebnahme der Anlage ein wichtiger Schritt. Die Tests zur Anbindung ans Netz sind Teil der Inbetriebsetzung, die im November 2019 mit der ersten Flutung der Triebwasserwege ihren Anfang nahm. Die Tests stellen sicher, dass sämtliche Anlagenteile des Kraftwerks die Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Qualität und Zuverlässigkeit erfüllen.

Die Aktionäre der Nant de Drance SA (Anteil Alpiq: 39 %) haben rund 2,2 Mrd. CHF in den Bau des Pumpspeicherkraftwerks investiert. Diese Investition zeugt von einer langfristigen Vision und von der Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen, welche die künftige Stromversorgung birgt. Mit seiner Leistung von 900 MW kann das Kraftwerk je nach Bedarf innert kürzester Zeit grosse Mengen an Strom produzieren oder speichern. Die Bedeutung dieser aussergewöhnlichen Flexibilität nimmt zu, da die Stromproduktion aufgrund des Ausbaus der neuen erneuerbaren Energien immer volatiler wird und die Nachfrage nach Flexibilität steigt. Die von Nant de Drance bereitgestellte Regelenergie kann kurzfristige Differenzen zwischen Stromproduktion und Verbrauch ausgleichen. Sie wird entscheidend dazu beitragen, die Stabilität des europäischen Stromnetzes und die Versorgungssicherheit innerhalb der Schweiz sicherzustellen.

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Kugelschieber in der Kaverne des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Drance. Foto: Sebastien Moret 

Grösster Batteriespeicher der Schweiz für Sekundärregelleistung präqualifiziert

Alpiq bewirtschaftet im Auftrag der MW Storage AG die leistungsstärkste Batterie der Schweiz. Am 24. September 2020 wurde sie zur Erbringung von Sekundärregelleistung präqualifiziert. Die 20-MW-Batterie steht in Ingenbohl im Kanton Schwyz und leistet einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes.

Im Flexibilitätsportfolio von Alpiq befinden sich neben den eigenen Speicherkraftwerken auch immer mehr kleinere und grössere Anlagen Dritter. Im dritten Quartal 2020 ergänzte die leistungsstärkste Batterie der Schweiz dieses Portfolio und mit ihrer Einbindung erteilte der Netzbetreiber Swissgrid die Präqualifikation zur Erbringung von Sekundärregelleistung. Damit stärkt Alpiq ihre führende Position im Assetmanagement für Kunden.

Eine grosse Herausforderung bei der Inbetriebnahme von Batteriespeichern ist das Zusammenspiel der Batterie mit der Software; nur wenn dies optimal gelingt, reagiert die Batterie richtig und schnell genug auf die Kommunikationssignale. Unter Einsatz von künstlicher Intelligenz werden der Zustand der Batterie und die Fahrpläne automatisiert ans Trading geleitet, um Energie zu beschaffen oder zu verkaufen. Das Konzept von Alpiq für Systemdienstleistungen ist ausgereift und die Software zur Bewirtschaftung dezentraler Pools hat sich bewährt.

Da es in der Schweiz noch kein Batterieprojekt in dieser Grössenordnung gab, war die enge Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Eigentümerin MW Storage und Swissgrid besonders wichtig. Nachdem die Kapazität von 18 MWh für Sekundärregelleistung genutzt werden kann, planen die Partner den Einsatz des Speichers für Primärregelleistung. Ein weiterer Schritt, um die Batterie im Auftrag der MW Storage AG so rentabel wie möglich einzusetzen.

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Der Batteriespeicher in der Innerschweiz hat eine Leistung von 20 MW.

Stromabnahmevertrag für das 50-MW-Solarprojekt Alizarsun

Alpiq baut ihr Geschäft im Bereich der langfristigen Stromabnahmeverträge für erneuerbare Energien weiter aus. Am 24. September 2020 schloss Alpiq in einem Konsortium mit Solaer und Himin einen langfristigen Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement, PPA) für das Solarprojekt Alizarsun mit 50 MW Leistung ab.

Das Solarprojekt Alizarsun befindet sich in Paracuellos del Jalón (Saragossa) in Aragón, einer der führenden Regionen in Spanien für die Entwicklung erneuerbarer Anlagen. Der Vertrag wird ab 2021 für die nächsten zehn Jahre laufen. Im Rahmen des PPA wird Alpiq den erzeugten Strom auf dem Markt für erneuerbare Energien vermarkten.

Mit den langfristigen Stromabnahmeverträgen (PPA) erhöhen sowohl Alpiq als auch ihre Partner ihre Planungssicherheit und können Marktrisiken minimieren. Die PPA-Lösungen von Alpiq sind massgeschneidert und berücksichtigen nicht nur spezifische Kostenstrukturen und geografische Gegebenheiten, sondern auch die wachsenden Anforderungen der Kunden ans Risikomanagement. In Spanien hat Alpiq bereits langfristige Abnahmeverträge für mehr als 300 MW installierte Kapazität unterzeichnet.

Solaer ist ein erfolgreicher Entwickler von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) in Israel. Auf der Projektliste stehen Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1 GW. Himin wurde 2007 in China gegründet und hält Niederlassungen in Italien, Chile und Argentinien. Himin entwickelt, baut und betreibt PV-Anlagen. Neben der Zusammenarbeit im Projekt Alizarsun in Spanien entwickelt das Konsortium in Italien PV-Projekte mit einer Leitung von total 800 MW.

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Alpiq baut das Geschäft mit langfristigen Stromabnahmeverträgen für Photovoltaikanlagen aus.
Foto: Keystone-SDA/laif/Franco Barbagallo