Geschäftsbericht 2020

Vorwort

Vorwort

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser

Alpiq blickt auf ein in vielerlei Hinsicht aussergewöhnliches Geschäftsjahr zurück. Weltweit dominierte die andauernde COVID-19-Pandemie die Menschen und beeinflusste die Märkte.

Alpiq hat sich in einem herausfordernden Jahr erneut gut behauptet und bewiesen: Wir sind stabil. Unser Unternehmen weist solide operative und finanzielle Resultate aus, unsere Aktionärsstruktur ist gefestigt.

Die Weichen für zukünftiges Wachstum sind gestellt. Alpiq hat ihre Rolle in einer emissionsarmen, digitalen Energiezukunft klar definiert: Als europaweit agierende Stromproduzentin und Energiedienstleisterin mit Schweizer Wurzeln wollen und werden wir verlässlich zu einem besseren Klima und zur Stärkung der Versorgungssicherheit beitragen.

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Jens Alder

Bewährtes Business Continuity Management während COVID-19-Pandemie

Alpiq hatte von Beginn der COVID-19-Pandemie an ihre Massnahmen konsequent auf zwei übergeordnete Ziele ausgerichtet: erstens, die Gesundheit der Mitarbeitenden und ihrer Angehörigen zu schützen sowie zweitens, das Ansteckungsrisiko unter den Mitarbeitenden zu limitieren, um das operative Geschäft jederzeit sicherzustellen. Das ist uns gelungen: Während der gesamten Zeit hat sich unser Business Continuity Management als krisenfest erwiesen.

Homeoffice etablierte sich für einen Grossteil unserer Belegschaft rasch als neue, zeitgemässe Zusammenarbeitsform und wurde gut angenommen. Sicherlich trugen die Verlässlichkeit, Stabilität und Sicherheit unserer IT-Systeme ihren Teil zur grossen Akzeptanz der digitalen Arbeitsumgebung bei. Unter teils erheblich erschwerten Bedingungen und Einhaltung strenger Schutzmassnahmen agierten die Alpiq Kolleginnen und Kollegen in den Kraftwerken, den Leitstellen und auf unseren Tradingfloors, wo ein Mindestmass an Anwesenheit und persönlicher Interaktion mitentscheidend für den operativen Betrieb und den Geschäftserfolg sind. Der Alpiq Krisenstab als bewährte Instanz beobachtete und begleitete alle, mit grosser Disziplin und Kooperation umgesetzten Massnahmen kontinuierlich.

Es war nicht abzusehen, in welcher Dauer und in welchem Umfang uns alle die COVID-19-Pandemie beeinflussen würde, und ein Ende ist längst nicht greifbar. Alpiq ist es bislang sehr gut gelungen, diese ausserordentliche Situation zu bewältigen, wenngleich wir die langfristigen Auswirkungen noch nicht abschliessend einschätzen können. Unsere Geschäftstätigkeit konnten wir unter diesen erschwerten Voraussetzungen jederzeit und in allen unseren Märkten ohne wesentliche Einschränkungen aufrechterhalten. Unser Geschäftsmodell ist robust, auch in Pandemiezeiten.

Alpiq mit starkem operativem Ergebnis

Die Alpiq Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020 ein EBITDA vor Sondereinflüssen von 262 Mio. CHF. Alle drei Geschäftsbereiche verzeichneten positive Ergebnisbeiträge. Unser Unternehmen profitierte insbesondere von abgesicherten Strompreisen für die Schweizer Produktion, von der höheren Nachfrage nach flexibler Stromproduktion sowie der höheren Marktvolatilität an den Energiemärkten.

Der Geschäftsbereich Generation Switzerland schloss mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen von 135 Mio. CHF ab. Haupttreiber waren die abgesicherten Strompreise, ein stringentes Kostenmanagement und eine hohe Verfügbarkeit der Anlagen. Die Preiserholung an den Terminmärkten darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Neuinvestitionen in Grosswasserkraft derzeit nur mit öffentlicher Unterstützung rechnen. In der Kernenergie verzeichnete Alpiq eine höhere Produktion, da geplante Revisionen in Abstimmung mit dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat aufgrund der COVID-19-Pandemie teilweise auf 2021 verschoben wurden.

Der Geschäftsbereich Generation International schloss mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen von 59 Mio. CHF erneut positiv ab. Das Ergebnis lag wie erwartet unter Vorjahr, da die Beiträge der aus strategischen Gründen 2019 devestierten tschechischen Braunkohlekraftwerke Kladno und Zlín fehlten.

Der Geschäftsbereich Digital & Commerce schloss mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen von 99 Mio. CHF ab. Insbesondere konnte der Energiehandel stärkere Erträge erwirtschaften und ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Die Gründe dafür waren die höhere Nachfrage nach flexibler Stromproduktion, stark ansteigende Preise sowie die höhere Marktvolatilität an den Energiemärkten.

Solide und gestärkte Bilanz

Unsere Finanzstrategie haben wir konsequent fortgesetzt und unsere solide Bilanz weiter gestärkt. Alpiq steigerte den Geldfluss aus operativer Tätigkeit aus fortgeführten Aktivitäten auf 117 Mio. CHF. Aufgrund des höheren operativen Ergebnisses konnte der Verschuldungsfaktor Net Debt / EBITDA vor Sondereinflüssen auf 1,0 per 31. Dezember 2020 reduziert werden. Alpiq verfügt per 31. Dezember 2020 über eine solide Liquidität von 1 Mrd. CHF.

Schiedsgerichtsverfahren beigelegt

Mit einem Vergleich haben Alpiq und Bouygues Construction 2020 einen Schlussstrich unter den seit 2018 andauernden Rechtsstreit aus dem Verkauf des Engineering-Services-Geschäfts gezogen. Die Beilegung dieses Streits begrüsse ich, da wir gebundene interne Ressourcen wieder vollständig auf unser Kerngeschäft und die Umsetzung der Unternehmensstrategie konzentrieren können.

Strategische Neuausrichtung auf nachhaltiges Energiegeschäft

2020 war für Alpiq das Jahr der Neuausrichtung. Alpiq verfolgt ein nachhaltiges, finanziell solides und risikoadjustiertes Geschäftsmodell und verfügt über ein stabiles Fundament. Der Alpiq Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung haben gemeinsam den Unternehmenszweck von Alpiq neu definiert und wir haben uns verpflichtet, diesen auch zu leben: Unser nachhaltiges Energiegeschäft trägt zu einem besseren Klima bei und verbessert die Versorgungssicherheit. In einem mehrstufigen Prozess hat Alpiq eine Unternehmensstrategie entwickelt, die auf Stärken setzt und uns erlaubt, künftige Marktchancen zu nutzen.

Alpiq fokussiert sich auf ihre Stärken

Unser robustes Geschäftsmodell basiert auf dem Betrieb und der Vermarktung von hochflexibler Schweizer Wasserkraft, Schweizer Kernenergie, flexiblen Gas-Kombikraftwerken in Italien, Spanien und Ungarn sowie Wind- und Photovoltaikanlagen in mehreren europäischen Ländern. Auf dieser idealen Grundlage und mit ihrem Energie-Know-how optimiert Alpiq ihr Geschäft durch den Betrieb Anlagen Dritter und der Vermarktung des dort produzierten Stroms, durch ihr europäisches Energiehandelsgeschäft sowie den Energie-Direktvertrieb an Geschäftskunden in Europa.

Basierend auf dem erfolgreichen Kerngeschäft und zur Optimierung des Portfolios in Bezug auf Risikotragfähigkeit und Rentabilität wird Alpiq den Energiehandel und den Energievertrieb an Geschäftskunden weiter ausbauen. Ausserdem investieren wir gezielt in die Flexibilisierung bestehender Stromproduktionsanlagen. Zudem wird Alpiq vermehrt Anlagen Dritter betreiben und deren Strom vermarkten, insbesondere im Bereich der neuen erneuerbaren Energien. Der Aufbau und Ausbau digitaler Kompetenzen und Anwendungen haben dabei hohe Priorität.

Konsequente Strategieumsetzung in allen Bereichen

Im Rahmen der Neuausrichtung hat Alpiq entschieden, sich von Geschäften und Aktivitäten zu trennen, die nicht mehr Teil des strategischen Kerngeschäfts sind. Darunter fällt unter anderem das Geschäft mit der Installation von Ladestationen für die Elektromobilität.

Stabiles Aktionariat und verkleinerter Verwaltungsrat

Alpiq verfügt über ein stabiles Aktionariat. Seit Ende Juni 2020 wird die Alpiq Holding AG vollständig von der Schweizer Kraftwerksbeteiligungs-AG, dem Konsortium Schweizer Minderheitsaktionäre und der EOS Holding SA kontrolliert.

Per Ende Oktober wurde der Verwaltungsrat der Alpiq Holding AG von 13 auf 10 Mitglieder verkleinert. Zudem erfolgte auf Beschluss der ausserordentlichen Generalversammlung die Umwandlung der ausstehenden Aktionärshybriddarlehen in Höhe von 366,5 Mio. CHF in Eigenkapital. Dieser Schritt folgte unserer konsequenten Finanzstrategie, festigte die Kapitalmarktfähigkeit von Alpiq, vereinfachte unsere Kapitalstruktur und stärkte unsere Eigenkapitalposition.

Verwaltungsrat beantragt Dividendenausschüttung

Aufgrund der positiven Ergebnissituation beantragt der Verwaltungsrat der Alpiq Holding AG der Generalversammlung eine Dividende in Höhe von 46 Mio. CHF für das Geschäftsjahr 2020 auszuschütten. Die nächste Zinszahlung der öffentlich platzierten Hybridanleihe erfolgt am 15. November 2021.

Antje Kanngiesser startet am 1. März 2021

Mit Antje Kanngiesser als neue CEO der Alpiq Gruppe nimmt Alpiq ein neues Kapitel des Wachstums in den europäischen Märkten in Angriff. Antje Kanngiesser ist eine herausragende und profunde Kennerin der Energiebranche und die ideale Besetzung, um Alpiq in die Zukunft zu führen. Ich freue mich sehr, dass wir sie für Alpiq gewinnen konnten. Zusammen mit ihr werden meine Kolleginnen und Kollegen in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung die Strategie weiterentwickeln und konsequent umsetzen.

Ich werde mich ab 1. März als Präsident des Verwaltungsrats auf die strategische Führung der Alpiq Holding AG konzentrieren. Im Namen des gesamten Unternehmens wünsche ich André Schnidrig, der nach überraschender Erkrankung als CEO im Herbst zurückgetreten war, um sich voll auf seine Genesung zu fokussieren, weiterhin alles erdenklich Gute.

Positives Ergebnis 2021 unter Vorjahr erwartet

Alpiq wird auch 2021 in ihr bewährtes, nachhaltiges Geschäftsmodell investieren. Für das Geschäftsjahr 2021 erwartet Alpiq ein positives operatives Ergebnis unter Vorjahr. Zwar werden sich die in Schweizer Franken abgesicherten Strom- und CO2-Preise auf den Grosshandelsmärkten auch im Jahr 2021 positiv auf das Ergebnis von Alpiq auswirken. Jedoch beinhaltete das Geschäftsergebnis 2020 Einmaleffekte, die das Ergebnis überdurchschnittlich positiv beeinflusst hatten. Im Jahr 2021 wird eine verlängerte Revision des Kernkraftwerks Leibstadt das Ergebnis stark belasten. Zudem können die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie heute noch nicht vollständig abgeschätzt werden.

Die Schweizer Wasserkraft braucht das Stromabkommen mit der EU

Alpiq ist der festen Überzeugung, dass das Stromabkommen sowohl für die Stromversorgungssicherheit der Schweiz als auch die Schweizer Wasserkraft von grösster Bedeutung ist. Nur mit einem effizienten Austausch von erneuerbaren Energien über ganz Europa lässt sich die Energiestrategie 2050 zum Erfolg führen. Die Wasserkraft ist die ideale Ergänzung zur volatilen Stromerzeugung der erneuerbaren Energien in Europa – mit einer nahtlosen Einbindung in den europäischen Strommarkt kann die klimafreundliche, zuverlässige und hochflexible Schweizer Wasserkraft ihre Stärken voll ausspielen und so auch die Mittel für ihren Erhalt erwirtschaften. Damit trägt Alpiq zu einer klimafreundlichen Energiezukunft bei.

Grosser Dank den Mitarbeitenden

Die Umsetzung unserer Strategie und die Herausforderungen des täglichen Geschäfts sind nur mit Überzeugung, Enthusiasmus und grosser Leistungsbereitschaft jeder und jedes Einzelnen zu meistern. Im Namen der Alpiq Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren grossen Einsatz und ihr Engagement in einem aussergewöhnlichen Jahr.

Alpiq hat 2020 eine Umfrage unter ihren Mitarbeitenden durchgeführt, die äusserst erfreuliche Ergebnisse zutage brachte. Das Engagement der Kolleginnen und Kollegen ist hoch, die Zufriedenheit mit Alpiq als Arbeitgeberin in vielen Belangen überdurchschnittlich. Dies bereitet uns in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung gleichermassen Freude und ist Ansporn, unsere Verantwortung in diesen anspruchsvollen Zeiten auch künftig konsequent wahrzunehmen. Wir wollen Alpiq als nachhaltige, klar positionierte Playerin und profitables Unternehmen am europäischen Energiemarkt weiterentwickeln.

Jens Alder

Präsident und Delegierter des Verwaltungsrats

24. Februar 2021